Aus dem Theatertagebuch

Seite 18

Die glatte Ebene ist nicht unser Gelände. Wir bewegen uns auf rissigen Brettern, kämpfen uns durch finanzielle Engpässe, tingeln, wo wir können, verlieren uns in Zaubergegenden, wo Masken äugen, Kabel rollen, Bänder tönen. Wir arbeiten bis zum Umfallen. Stok’s Regieanweisungensind lyrischer Auspuff eines Theatermotors:„sprich nicht menschisch“, „bewege dich nicht wie Fliege in Sirup“ – „schneller, schneller, nicht so mit Augen gähnen!“

Seite 46

Das Furchtbare traf mich mit aller Macht und so flüchtete ich mich ins futurum melancolicum: Wenn es erst gewesen sein wird … und wurde gerettet. Immer sich nach der Decke strecken und du wirst das Salz der Sterne lecken. O ja, meine Giraffenseele ist weiter als die Welt. Sie spricht mit den Wolken. Ich brauche höhere
räume als sie das Kopfkissen beschert.

Seite 60

Theater ist der unmögliche Umweg zum Paradies. Theater ist Calino, der eine Laterne anzündet, um zu sehen, ob es in der Höhle dunkel ist, Theater ist Mullah Nasrudin, der nachts einen Spiegel vor sich hin stellt, um zu prüfen, ob er im Schlaf die Augen geschlossen hält. Theater ist der Gottheit lebendiges Kind.